ARAMEA QUARTERLY “Q” 04/2022: “Ein Jahr zum Abhaken”

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Jahr 2022 wird in der Rangliste der beliebtesten Jahre keine Spitzenposition mehr erreichen. Soviel dürfte feststehen. Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, Inflation, Naturkatastrophen noch und nöcher und zuletzt der Tod von Queen Elizabeth II dies sind nur einige Punkte auf der langen Liste der Negativereignisse, die uns Menschen unterschiedlich stark betreffen.

Das finale Quartal dieses Jahres dürfte das Jahresfazit kaum verbessern. Schließlich treibt Anleger nicht mehr die Frage um, ob es im Winterhalbjahr eine Rezession in der Eurozone geben wird, sondern nur noch, wie stark diese ausfallen wird. Die Cost of Living Crisis aufgrund hoher Inflation in Europa ist real und wird die Politik auch hier bei uns in Deutschland noch eine ganze Weile auf Trab halten. Eine Entlastung der Verbraucher heute ist jedoch nur durch mehr Verschuldung und somit theoretisch höhere Steuern morgen zu gewährleisten. Deutschland und Europa haben durch die jüngsten Krisen ohne Frage an Wohlstand eingebüßt.

Derweil sind Anleger dabei, sich einen Reim aus der aktuellen konjunkturellen Lage und vor allem deren Ernst zu machen. Neben der Klärung dieser eher kurzfristigen Frage befinden sie sich zudem weiter in dem Prozess, sich an eine gänzlich neue Investmentwelt anzupassen. Eine Welt, die unter anderem durch weniger Zentralbankunterstützung, mehr (Makro-)Volatilität und womöglich geringere Erträge aus Risikoanlagen charakterisiert sein dürfte. Wichtig wird sein, bei der Analyse der kurzen Frist nicht die großen tektonischen Plattenverschiebungen außer Acht zu lassen, die sich eher im Hintergrund abspielen.

Kurzfristig lassen ein ungelöstes Inflationsproblem, weitere Leitzinsanhebungen seitens der Zentralbanken sowie sich eintrübende Unternehmenszahlen kaum Raum für Optimismus. Gleichzeitig macht die positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen das Verstecken vor fallenden Kursen bei Risikoaktiva zu einer echten Herausforderung.

Eine eher defensive Ausrichtung der Portfolien scheint weiter das Gebot der Stunde zu sein Besserung ist erst dann in Sicht, wenn die Inflation nachweislich und deutlich sinkt und die Zentralbanken einen Kursschwenk vollführen. Die nachfolgende Erholungshausse könnte sich angesichts der hohen Cashquoten vieler Anleger jedoch schnell und kraftvoll vollziehen.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr

Felix Herrmann, CFA
Chefvolkswirt, ARAMEA Asset Management AG